09.05.2024
Sperrmüllaktionen wie früher???
Immer wieder werden die kostenlosen allgemeinen Sperrmüllaktionen von früher zurückgewünscht. Warum das keine gute Idee ist, erklären wir Ihnen hier.

Manche wünschen sich die früheren Entrümpelungsaktionen zurück, als alle gleichzeitig im Frühjahr oder Herbst ihren Sperrmüll auf die Straßen gestellt haben. Der Sperrmüll wurde einfach abgeholt, und das Entsorgungsproblem schien gelöst. Die Kosten für diese Sperrmüllabfuhren wurden damals noch über den allgemeinen Müllgebührenhaushalt gedeckt.

In der Abfallentsorgung hat sich aber in den vergangenen 30 Jahren vieles geändert. Wir trennen mittlerweile verwertbare und nicht verwertbare Abfälle. Wertstoffhöfe, mehrere Mülltonnen für verschiedene Abfälle oder Gelbe Säcke gab es früher nicht.

Heute ist es aus vielen Gründen nicht mehr möglich, den Sperrmüll wie früher gemischt zu entsorgen.

  • Verschiedene Abfallarten wie z. B. Möbel, Elektrogeräte (Waschmaschinen, Geschirrspüler, Gefrierschränke) oder gar Schadstoffe wie Batterien oder Farben, würden im Sperrmüll miteinander vermischt und könnten – wenn überhaupt – nur mit großem Aufwand und erheblichen Kosten wieder in Wertstoffe und Abfälle getrennt werden. Das bedeutet auch einen großen Verlust an Rohstoffen für das Recycling. Gefährlich wäre es außerdem, denn ein defekter Lithium-Ionen-Akku könnte z.B. einen ganzen Sperrmüllhaufen in Brand setzen.
  • Ein verursacherorientiertes Preis- und Gebührensystem wie in unserem Landkreis lässt eine vermeintlich kostenlose Entrümpelung ebenfalls nicht mehr zu. Es würden beispielsweise auch Abfälle bereitgestellt, deren Entsorgung eigentlich kostenpflichtig wäre.
  • Anfang der 90er Jahre wurden an unseren Wertstoffhöfen weniger als 2.000 Tonnen Sperrmüll angeliefert. Und bei den früheren Entrümpelungsaktionen wurde wahrscheinlich noch viel weniger ´rausgestellt. Damals wurden Möbel noch für "die Ewigkeit" gekauft. Mittlerweile werden an den Wertstoffhöfen jedes Jahr etwa 6.000 bis 7.000 Tonnen Sperrmüll angenommen und Entsorgungsentgelte von ca. 1.000.000 Euro netto bezahlt. Es ist unvorstellbar, diese Menge würde draußen auf den Straßen liegen und müsste zu immensen Kosten abgeholt werden - und die Entsorgung ist dabei noch gar nicht eingerechnet.

Es stimmt vermutlich, dass auch mal das eine oder andere Möbelstück, das draußen stand, noch einen Abnehmer gefunden hat und damit Abfall vermieden wurde. Aber der Effekt wird überschätzt.

Auch das Argument, dass eine kostenlose Sperrmüllabholung illegale Ablagerungen an den Containerstandorten verringern würde, ist nicht stichhaltig. Die Zahlen sagen etwas anderes. Die Menge illegaler Ablagerungen hat im Vergleich zum Sperrmüllaufkommen gerade mal einen Anteil von 0,9%. Seit 2009 mit 1,78% sinkt der Anteil kontinuierlich; es wird also mehr Sperrmüll ordnungsgemäß am Wertstoffhof abgegeben und vergleichsweise weniger illegal abgelagert.

An den Containerstandorten werden hauptsächlich leere Behältnisse oder Altkleider illegal abgelegt. Mit einer allgemeinen Sperrmüllabholung würden diese Ablagerungen nicht verhindert. Kleinere Gegenstände oder große Sperrmüllteile kommen deutlich seltener vor. An den Standorten wird auch nicht immer mehr abgelagert: In absoluten Zahlen wurde vor etwa 20 Jahren noch mehr als doppelt so viel illegal abgelagert wie heute. Das waren über 8 % von der damaligen Sperrrmüllmenge. Es ist sicher keine Lösung, 7000 Tonnen Müll auf die Straße zu kippen, um einen Bruchteil davon an illegalen Ablagerungen zu verhindern.

 

EVA