Das Abfallentsorgungszentrum in Erbenschwang liegt etwa 6 km westlich von Schongau an der Bundesstraße 472 Richtung Kempten. Es wurde im Frühjahr 1997 in Betrieb genommen. Bis dahin gab es an diesem Standort seit 1982 nur die Hausmülldeponie des Landkreises. Zur Deponie hinzugekommen sind 1997 der Verwaltungssitz der EVA GmbH, ein Wertstoffhof und die mechanisch-biologische Behandlungsanlage (MBA) für den Hausmüll des Landkreises.
Von 1997 bis Juni 2004 verfügte das AEZ außerdem noch über eine Kompostieranlage für Biomüll und Gartenabfälle. Sie wurde im Rahmen der Kooperation mit dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen stillgelegt und für die Restmüllbehandlung umgebaut. In den sieben Betriebsjahren wurden in der Kompostieranlage rund 94.000 Tonnen Biomüll und Gartenabfälle zu hochwertigem Kompost verarbeitet. Seit 2004 wird der Biomüll aus dem Landkreis Weilheim-Schongau in der Kompostieranlage der WGV GmbH in Quarzbichl / TÖL kompostiert. Der Umbau der Behandlungsanlagen in Erbenschwang fand in der zweiten Jahreshälfte 2004 statt. Die aufgerüstete Anlage kann ab Jahresbeginn 2005 jährlich etwa 40.000 Tonnen Restmüll aus unserem und dem Tölzer Landkreis mechanisch-biologisch vorbehandeln. Bisher hatte die MBA eine Kapazität von 22.000 Jahrestonnen und war damit auf die Abfallmengen aus Weilheim-Schongau zugeschnitten.
Mechanisch-biologische Vorbehandlung des Hausmülls bedeutet zunächst mal, dass der Hausmüll im AEZ nicht verbrannt wird. Der Landkreis hat kein Müllheizkraftwerk. Es gibt zwar einen Schornstein auf dem Betriebsgelände, aber durch den strömt lediglich die gereinigte Abluft aus der Anlage nach außen. Wenn man so sagen möchte, ist die mechanisch-biologische Restmüllbehandlung die „Konkurrenz“-Technologie zur Müllverbrennung. Beide Behandlungsmethoden verfolgen - auf unterschiedliche Weise - das gleiche Ziel: Eine umweltverträgliche Entsorgung des Hausmülls mit geringstmöglichen Nachwirkungen für die Zukunft bzw. für nachfolgende Generationen.
Früher erforderten Hausmülldeponien jahrzehntelange Nachsorgemaßnahmen, weil der darin abgelagerte Müll über eine lange Zeit kontinuierlich reagiert: die enthaltene organische Substanz wird abgebaut. Dabei entstehen Deponiegase (vor allem Methan), die erfasst werden müssen. Das Gas wird entweder abgefackelt oder besser noch für die Verstromung genutzt. Ebenso müssen die Sickerwässer in Rohrsystemen gesammelt und in Kläranlagen speziell entsorgt werden. Die Deponie muss hinsichtlich ihrer Dichtigkeit und der chemischen Reaktionen überwacht werden, damit Böden, Gewässer und Atmosphäre nicht verschmutzt werden.
Vermeiden oder verringern lassen sich diese Nachsorgemaßnahmen nur, wenn nur noch inerter, d.h. nicht mehr reagierender Hausmüll ablagert wird. Die organische Substanz im Restmüll muss also schon vor der Deponierung abgebaut werden. Das erreicht man durch eine Verbrennung des Mülls oder auch durch die mechanisch-biologische Behandlung wie im AEZ Erbenschwang. Dabei wird der Hausmüll kompostiert (= biologische Behandlung) und erst anschließend abgelagert, wenn er die gesetzlich festgelegten Kriterien für die Deponierung erfüllt. Ein wichtiges Kriterium ist dabei der Restgehalt an organischer Substanz.
Die mechanisch-biologische Vorbehandlung des Hausmülls
Um den Müll für die Verrottung auf- oder vorzubereiten, gehen der biologischen Stufe mehrere mechanische Behandlungsschritte voraus:
Der Haus- und Geschäftsmüll, der von den Müllfahrzeugen aus den grauen Restmülltonnen entleert und ins AEZ gebracht wird, wird in der Anlieferhalle abgekippt und als erstes zerkleinert. Über ein Förderband wird der Müll zu einer Siebtrommel transportiert und in zwei Materialströme – größer und kleiner 60 mm – aufgeteilt.
Das grobe Material passiert einen Überbandmagneten zur Abtrennung der eisenhaltigen Metalle und wird der EBS-Anlage zugeführt, die seit 2013 aus dem Material mit überwiegend heizwertreichen Bestandteilen einen speziellen Ersatzbrennstoff (EBS) aufbereitet. Dafür wird der Müll weiter zerkleinert, Nichteisenmetalle und PVC-haltige Kunststoffe abgeschieden. So aufbereitet ist es möglich, den EBS auch in industriellen Heizkraftwerken wie z.B. bei UPM in Schongau oder in Augsburg-Gersthofen einzusetzen.
Das feine Material mit der Korngröße kleiner 60 mm passiert ebenfalls einen Überbandmagneten und wurde bislang in den Hauptrottebereich in eine der 8 Rottezeilen eingetragen und biologisch vorbehandelt.
Seit Mai 2019 befindet sich die neue Presswasservergärungsanlage im Betrieb. Mit ihr soll aus dem Siebunterkorn des Hausmülls Strom und Wärme gewonnen werden. Dazu wird das Siebunterkorn vor der Verrottung durch eine Schneckenpresse geführt, in der Wasser organische Bestandteile aus dem Hausmüll auswäscht. Das herausgepresste und mit der Organik angereicherte Wasser gelangt in die Vergärungs-anlage, der Hausmüll (Presskuchen) wie bisher in den Rottebereich zur Kompostierung.
Die Vergärungsanlage besteht aus einer Fermenterkaskade mit einem Vorlagebehälter, zwei Biofilmfermentern, zwei Nachfermentern und einem Rührkesselfermenter. Das Presswasser wird innerhalb von 8 bis 12 Tagen zu Methangas vergoren, das für die Stromgewinnung zur Verfügung steht. Zusätzlich wird die im Blockheizkraftwerk entstehende Abwärme genutzt, um das Verwaltungsgebäude zu heizen und den Ersatzbrennstoff zu trocknen, der aus dem Siebüberkorn des Hausmülls erzeugt wird.
Es ist geplant, den Energiebedarf am Standort Erbenschwang zu 80 % über die Presswasservergärungs-anlage und die vorhandenen PV-Anlagen zu decken und weitgehend unabhängig zu werden von externen Engergielieferungen. 1,3 Millionen kg CO2 Äquivalente an Treibhausgasemissionen sollen jährlich vermieden werden - aus einem Material, das als "unverwertbarer" Abfall in die Restmülltonnen geworfen wird.
Im Rottebereich verrottet der Müll über einen Zeitraum von etwa 30 bis 60 Tagen. Für einen optimalen Rotteprozess wird der Müll regelmäßig umgesetzt, belüftet und befeuchtet. Die biologische Behandlung erfolgt in zwei Phasen: nach der Hauptrotte schließt sich noch eine Nachrotte von ebenfalls 30 bis 60 Tagen an. Der frühere Rottebereich für den Biomüll wird mit seinen acht Zeilen als Hauptrotte, die Restmüllrotte mit 6 Rottezeilen als Nachrotte verwendet. Der verrottete Restmüll wird nach dem Austrag aus der Nachrotte noch mal abgesiebt. Das Material größer 50 mm wird nach der Abtrennung inerter Bestandteile wie z.B. Steine, die auch deponiert werden, der heizwertreichen Fraktion zugeschlagen und ebenfalls energetisch verwertet.
Das Material kleiner 50 mm wird auf der Deponie abgelagert. Das zerkleinerte Rottegut kann auf der Deponie sehr gut eingebaut und verdichtet werden, so dass der vorhandene Deponieraum optimal ausgeschöpft wird. Von den ursprünglich angelieferten Müllmengen müssen letztlich nur noch etwa 30 % auf der Deponie abgelagert werden.